Zitat von exilwariner im Beitrag #105

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Weltenbummler mit Hansa-Herz: So lotste Thomas Doll Hanno Behrens nach Jakarta

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Weltenbummler mit Hansa-Herz: So lotste Thomas Doll Hanno Behrens nach Jakarta

Thomas Doll war Profi beim FC Hansa Rostock und Nationalspieler, danach Bundesliga-Trainer beim HSV, dem BVB und Hannover 96. Seit Mai coacht er einen Klub in Indonesien und holte Hansa-Kicker Hanno Behrens. Im OZ-Interview erzählt der 56-Jährige, warum er sich in Jakarta stets fahren lässt, wie es sich in einem Wolkenkratzer wohnt und welche Beziehungen er noch nach MV hat.

Christian Lüsch

24.08.2022, 11:13 Uhr

 

Jakarta/Rostock. Nach einer Auszeit vom Fußball hat Thomas Doll eine neue Aufgabe übernommen. Seit Mai ist der 56 Jahre alte Trainer, der in Malchin geboren wurde und dessen große Profi-Karriere bei Hansa Rostock begann, Trainer bei Persija Jakarta in Indonesien. Die OZ sprach mit dem Mecklenburger über seinen neuen Job, seine Familie, Hansa-Neuzugang Hanno Behrens und das Leben im Wolkenkratzer.

In Deutschland ist herrlicher Hochsommer. Sie arbeiten als Trainer in Indonesien. Plagt Sie manchmal Heimweh?

Eigentlich nicht. Natürlich fehlen mir meine Eltern und meine Schwester. Aber ich habe hier eine sehr reizvolle Aufgabe. Meine Frau und meine kleine Tochter sind bei mir. Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben.

Indonesien liegt auf Platz 155 der Fußball-Weltrangliste. Was reizt Sie an der Arbeit in einem Entwicklungsland?

Bevor ich hierherkam, hatte ich mir ganz bewusst eine Auszeit genommen. Meine Frau war schwanger. Und ich wollte während der Pandemie nicht in der Welt umherreisen. Im Januar bekam ich ein erstes Angebot aus Indonesien, im Mai das von Persija. Ich habe mir alles angeschaut, genau überlegt und dann mit meiner Frau gesprochen.

Es ist eine spannende Aufgabe in einem interessanten Land. Der Verein Persija ist sehr groß, hat eine riesige Anhängerschaft – in sozialen Netzwerken rund zehn Millionen Fans – und klare Ziele. Ich möchte dazu beitragen, dass sie erreicht werden. Für mich ist das mehr als ein Abenteuer. Es macht mir riesigen Spaß.

Wie waren Ihre ersten Eindrücke?

Überwältigend. Wir sind am 23. Mai gelandet und gleich zum Training gefahren, weil wir sehr gespannt waren. Wie wir von den Fans am Flughafen empfangen wurden, war unfassbar. Eine vergleichbar große Freude und Euphorie der Fans habe ich nur bei Lazio Rom erlebt.

Wie beurteilen Sie die sportliche Qualität Ihres Teams und die der Liga?

Ich möchte keine Vergleiche zu anderen Ländern oder Ligen anstellen, denn sie würden hinken. Und sie machen auch keinen Sinn. Es gibt in der Liga ein paar richtig gute Kicker. Wir haben ein sehr junges Team mit einigen ausländischen Spielern, das sich aber noch verändern wird. Das wird ein Prozess sein, der länger als eine Saison dauern wird.

Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Bilanz?

Wir haben bisher zwei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage gegen den Meister auf dem Konto. Damit liegen wir im Soll. Wir haben Zeit, die Mannschaft zu entwickeln. Und der Verein hat Geduld: Nicht umsonst hat das Trainerteam Dreijahresverträge bekommen.

Ex-Hanseat Hanno Behrens kickt in Ihrem Team. Wie macht er sich so?

Ich bin sehr froh, dass er bei uns ist. Er hat sich von Anfang an einen Namen gemacht. Hanno ist ein Führungsspieler, der auf dem Platz und in der Kabine den Ton angibt. Einer, den jeder Trainer gern in seiner Mannschaft hat. Er identifiziert sich mit dem Klub und lernt schon fleißig indonesisch.

Wie ist der Transfer zustande gekommen?

Als klar war, dass ich hier Trainer werde, hatte ich Kontakt zu Marcus Marin (Behrens’ Berater – d. Red.). Hanno hatte schon immer damit geliebäugelt, mal ins Ausland zu wechseln, wenn es passt. Und es passte.

Wie sieht Ihr Alltag in Jakarta aus?

Das Training beginnt morgens je nach Temperatur meistens um acht Uhr. Wir machen während der Saison eine Einheit pro Tag. Zum Training werden Spieler und Trainer abgeholt und gefahren. Ich bin schon überall auf der Welt Auto gefahren. Aber hier ist es wirklich sicherer, sich fahren zu lassen. Der Verkehr, die vielen Mopeds, die kreuz und quer unterwegs sind – das ist schon Wahnsinn.


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In Deutschland gestartet, in der Welt zu Hause

Thomas Doll wurde am 9. April 1966 in Malchin in Mecklenurg geboren. Mit dem Fußball begann er 1972 in seinem Heimatort bei der BSG Lok. 1979 wechselte er als 13-Jähriger zu Hansa Rostock. Dort startete er seine Karriere, die ihn über den BFC Dynamo in die Bundesliga (HSV, Eintracht Frankfurt) und die 1. italienische Liga (Lazio Rom, Bari) führte.

Für die DDR-Auswahl bestritt der Stürmer von 1986 bis zur Wiedervereinigung 43 Spiele und erzielte neun Treffer. Zwischen 1991 und 1993 kam er in der DFB-Elf 18 Mal zum Einsatz (ein Treffer). 1992 wurde er bei der EM in Schweden Vizeeuropameister.

Seine Laufbahn als Trainer begann er 2002 bei den Amateuren des Hamburger SV. Nach dem Aus von Klaus Toppmöller wurde er Ende 2004 Coach der HSV-Profis, die er in die Spitze der 1. Liga und bis in die Champions League führte. Nach einer sportlichen Durststrecke wurde er im Februar 2007 freigestellt. Es folgte ein Engagement bei Borussia Dortmund, das von 2007 bis 2008 dauerte. Doll wurde mit dem BVB 13., erreichte das Pokalfinale und bot seinen Abschied an, den der Verein annahm.

Es folgten diverse Stationen im Ausland bei Genclerbirligi Ankara (2009–10), Al Hilal in Saudi Arabien (2011–12), Ferencvaros Budapest (2013–18), wo er 2016 Meister und von 2015–17 drei Mal in Folge Pokalsieger wurde. Im Januar 2019 wechselte er zu Hannover 96 zurück in die Bundesliga, konnte die Niedersachsen aber nicht vor dem Abstieg retten und verließ den Klub im Sommer wieder.

Erneut verließ er Deutschland, übernahm im August 2019 Apoel Nikosia auf Zypern. Dort gewann er den Supercup, zog vorzeitig in die K.-o.-Runde der Europa League ein, musste aber nach nur vier Monaten vorzeitig seinen Posten räumen.

Seit Mai 2022 ist er Cheftrainer von Persija Jakarta. Beim indonesischen Hauptstadtklub hat Doll einen Vertrag bis 2025 unterschrieben.

Doll ist 56 Jahre alt und zum zweiten Mal verheiratet. Aus drei Beziehungen hat er drei Töchter. Seine jüngste lebt mit ihm und seiner Frau Edina in Jakarta und wird im Oktober ein Jahr alt.
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In der Liga spielen 18 Vereine. Einige Klubs kommen aus Jakarta. Da fahren wir mit dem Bus hin. Zu anderen Auswärtsspielen fliegen wir zwei bis drei Stunden. Die Saison läuft bis April.

Sie haben in der Bundesliga den Hamburger SV, Borussia Dortmund und Hannover 96 trainiert. Sie waren in Ungarn, Saudi-Arabien, der Türkei und Zypern Trainer, sind jetzt in Indonesien. Gibt es noch einen beruflichen Traum, den Sie sich gern erfüllen würden?

Die Bundesliga ist und bleibt für mich immer reizvoll. Aktuell ist sie aber kein Thema. Ich hatte eine erfolgreiche Zeit beim Hamburger SV und eine weniger erfolgreiche in Hannover – für alles gibt es immer Ursachen. Ich bin 56 und topfit. Keiner weiß, was die kommenden Jahre bringen. Ich lebe im Hier und Jetzt. Meine aktuelle Aufgabe ist extrem spannend und herausfordernd.

Hat Ihre berufliche Weltenbummelei auch damit zu tun, dass Ihnen die Welt in der DDR verschlossen geblieben ist?

Eigentlich nicht, denn ich war schon als Jugendlicher durch den Sport international unterwegs. Ich bin ein weltoffener und kommunikativer Mensch. Wenn mich eine Aufgabe – egal wo – reizt, kann ich mich begeistern und finde mich mit verschiedenen Bedingungen schnell zurecht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich schon mit 13 mein Zuhause verlassen habe, um Fußballer zu werden.

Verfolgen Sie die deutschen Top-Ligen? Für welchen Klub haben Sie besondere Sympathien?

Wann immer es aufgrund der Zeitverschiebung möglich ist, verfolge ich, was in der 1. und 2. Liga passiert. Ich schaue auf den Hamburger SV. Vor allem aber auf die Hansa-Spiele. Großartig, was Trainer und Team auf die Beine gestellt haben und dass sie in der vergangenen Saison nichts mit dem Abstieg zu tun hatten.

Was trauen Sie Hansa in dieser Spielzeit zu?

Ich finde, dass Jens Härtel einen klasse Job macht. Er hat in seiner ersten kompletten Zweitligasaison ganz sicher viel gelernt. Das wird ihm jetzt helfen. In Phasen, in denen es nicht so gut lief, ist er ruhig geblieben.

Das Wichtigste aber wird sein, den starken Zusammenhalt zu bewahren. Wenn der Klub trotz des Verlustes von Hanno Behrens da nicht nachlässt und von Verletzungen verschont bleibt, wird er wieder eine gute Rolle spielen und die Klasse halten.

Haben Sie noch Kontakte nach MV und zu Hansa?

Immer mal wieder per Telefon. Beispielsweise zu Paule Beinlich, Axel Schulz oder Juri Schlünz, mit denen ich zusammen gespielt habe. Für mich sind sie ein Stück Heimat.

Sie sind in Malchin und Rostock aufgewachsen. Welche Ziele würden Sie ansteuern, wenn Sie mal wieder nach MV kommen?

Ich möchte meiner Frau schon seit Längerem zeigen, wo ich herkomme und hatte das auch schon konkret geplant. Wir wollten das Land vom Hotel Neptun in Warnemünde aus erkunden – Rügen und Malchin beispielsweise.

Doch dann kamen erst Corona, dann die Schwangerschaft und schließlich das Angebot aus Indonesien. Anfang Dezember beginnt hier eine längere Spielpause. Dann werden wir sicher nach Hause kommen.

Wo und wie leben Sie in Jakarta? Und wo, wenn Sie Urlaub haben?

Nachdem ich ein paar Wochen im Hotel war, bin ich in einen Wolkenkratzer im Süden der Stadt gezogen. Es ist wunderbar: Ich wohne jetzt mit meiner Frau Edina und unserer Tochter Emilia, die im Oktober ein Jahr alt wird, in einem schönen Appartment im 50. Stock mit atemberaubender Aussicht auf die Stadt.

Auch das Betreuerteam und die Spieler wohnen hier. Wir haben einen parkähnlichen Garten. Im Haus gibt es einen Fitness- und Wellnessbereich mit Sauna, auf dem Dach oberhalb des 60. Stocks sogar ein Basketballfeld.

Wenn wir Urlaub haben, reisen wir nach Budapest. Dort sind meine Frau und ihre Familie zu Hause. Und von dort ist es nur eine Flugstunde nach Deutschland.

Zitat von Bbg_Greif im Beitrag #116

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Wann kann ich in diesem Fred endlich Jens Härtel lesen?

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In diesen Fred gar nicht, das ist Hanno sein Fred.
Aber vielleicht taucht J.Härtel ja bald in diesem Unterforum auf.